In Antwort auf:Der Genuss von Zigaretten wird immer schwieriger. Das kalifornische Städtchen Belmont ist der Vorposten des Antiraucher-Feldzugs. Viele Gesetze gegen den Qualm wurden hier erlassen, bevor sie für ganz Amerika geltend gemacht wurden. Jetzt kommt der nächste Schritt: In den ersten Wohnungen ist Rauchen nun verboten.
Mehr als zehn Jahre lang führte Ray Goodrich seinen Krieg. Einen Verteidigungskrieg. Der Feind war überall, Tag und Nacht, lautlos und mitleidslos, trachtete er ihm mit Gasangriffen nach dem Leben: Raucherinvasoren und ihre Kippen. Manche von Goodrichs Verbündeten saßen in Rollstühlen, andere schleppten sich an Laufgestellen dahin oder zogen Sauerstoffbehälter hinter sich her. Goodrichs Truppen stürmten Gemeinderatssitzungen, verfassten Brandbriefe, litten, verfluchten ihre Feinde. Bis zu ihrem Sieg: Seit dem 9. Januar ist es verboten, in der staatlich subventionierten Seniorenwohnanlage „Bonnie Brae Terrace“ zu Belmont (Kalifornien) in Wohnungen zu rauchen. Nun will Ray Goodrich (84) die Waffen ruhen lassen und zum zweiten Mal in den Ruhestand gehen.
Wenn Edith Frederickson (72) ihn in Frieden lässt. Sie verachtet Goodrich, sie hasst Goodrich, für kein Geld der Welt würde sie ihn im Treppenhaus grüßen. Seit fünfzig Jahren raucht die Frau mit deutschen Vorfahren ihre Zigaretten mit Inbrunst und ohne Reue. Sie hat die Vertreibung der Raucher aus Kinos, Flugzeugen, Zügen, Restaurants, öffentlichen Gebäuden, Bars und Parks erlebt und sich damit abgefunden. Sie nun in ihre Einzimmerwohnung zu verfolgen und ihr sogar dort noch zu verbieten, was ihre freie Wahl ist, empört sie. „Sie schreiben Dir vor, wie Du leben sollst und was tun und lassen sollst. Und das in Amerika.“ Genauer gesagt: Kalifornien.
In Las Vegas im Nachbarstaat Nevada darf man sogar noch in den Kasinos rauchen. Es heisst, Sucht und Sucht gehörten zueinander. Edith Frederickson, die sich mit Leidensgenossen in einer letzten Raucher-Enklave unter freiem Himmel treffen muss, hat das Pech, in einer reichen Gemeinde in Silicon Valley nahe San Francisco zu leben. Belmot, 25.123 Einwohner, zu 70 Prozent weiss, mit über 100.000 Dollar Jahreseinkommen doppelt so wohlhabend wie der Durchschnitt der Amerikaner, ist das Ground Zero des Antiraucher-Feldzugs.
In anderen kalifornischen Gemeinden sind Wohnanlagen schon zu Dreivierteln für rauchfrei erklärt worden. Wo immer Menschen zusammenkommen, in Schlangen vor einem Kartenschalter, bei einem Open-Air-Konzert, auf Spielplätzen natürlich, auf sieben Meter nahe Fenstern und Türen und Klimaanlagen, auf Bürgersteigen. In dem Städtchen Calabasas sind alle Bürger, die sich von Rauch belästigt fühlen, zu Hilfssheriffs ernannt worden. Sie dürfen Verwarnungen und Strafzettel verteilen.
Es ist kein Geheimnis, wie diese Gemeinden, unterstützt von Ärztevereinigungen und radikalen Selbstschutzmilizen, argumentieren: Mehr als 400.000 Amerikaner sterben jedes Jahr an Krankheiten, die mit dem Rauchen zusammenhängen („tobacco related deseases“); das sind mehr als die Todesopfer von Aids, illegalen Drogen, Autounfällen, Bränden, Morden und Selbstmorden zusammengenommen. Um den 27,1 Prozent der Männer und 22,2 Prozent der Frauen, rund 50 Millionen Menschen, in den USA zum Abschwören zu bringen, ist ihren rechtschaffenen Rettern jedes Mittel recht. Nach ihrer Überzeugung erlischt das Recht auf freie Lebensgestaltung und das „Streben nach Glück“, wenn der gesellschaftliche Schaden alle in Mithaftung zwingt. Wie bei Sicherheitsgurten im Auto und Motorradhelmen müssen Menschen von einem paternalistischen Staat zudem vor sich selbst geschützt werden.
Die Widersprüche sind, je nach Bundesstaat und Stärke der Lobbys, himmelschreiend. So hat Maryland die Raucher in die strengste Diaspora getrieben, lässt aber Telefoniern und Texten mit Handys beim Autofahren – nachweisslich nicht weniger gemeingefährlich – unangetastet. In Kalifornien gibt es keinen Helmzwang für Motorradfahrer, in Texas kann man Waffen mit in die Kirche nehmen, im stolzen New Hampshire, wo alles Staatliche verhasst ist, gibt es nicht einmal Gurtpflicht. Aber auf das Rauchen konzentriert sich der seelenrettende Furor. Nicht von jedermann.
Dave Warden, ehemals im Gemeinderat von Belmont einer der Anwälte der totalen Enträucherung von Wohnanlagen, hat Hassmails aus aller Welt erhalten. Und Coralin Feisbach, 2007, Bürgermeisterin, als das Gesetz verabschiedet wurde, fand sich im Internet in Naziuniform gesteckt und als Puppe verbrannt. Hässliche, gemeine Drohgebärden von Geschlagenen und Ohnmächtigen. Der Krieg ist verloren. Belmont gewährte Rauchern und Vermietern 14 Monate Karenzzeit vor dem Inkrafttreten, eine Chance zu fliehen, zu renovieren, Verbote in Mietverträgen aufzunehmen. Edith Frederickson überlegt, wegzuziehen, wenn sie etwas findet, das sie sich leisten kann. Und das Rauchern noch Asyl gewährt.
Ray Goodrich ist davon überzeugt, dass spät nachts einige Raucher heimlich in ihren Wohnungen sündigen. Er hat sein Leben lang unter Allergien gelitten und im Alter unter Atemnot gelitten, und kann selbst den Rauch einzelner Guerilleros im Haus riechen. Noch hat es keine einzige 100-Dollar-Buße in Belmont gegeben. Aber Edith Frederickson hat mit einer Sturheit, die man deutsch nennen könnte, beschlossen, dass ihr Krieg weitergeht. Wenn man sie schon zur Kriminellen mache, dann werde sie auch weiter ihr Verbrechen genießen.
Zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 12. Februar 2009, 09:57 Uhr
Ich find das gar nicht so verkehrt, muss ich gestehen.
Wenn man überlegt, wieviel unfälle (u.a. auch mit Todesfolge) durch z.B. mit Zigarette einschlafen entstehen.. das könnte man alles umgehen. (Mal nebenbei, bei mir in der Wohnung wird auch nicht geraucht - entweder auf'm Balkon oder im Garten..*g*)
Andererseits.. wenn man das so "weiterspinnt" geschehen ja auch viele Unglücke durch Kabelbrand usw. - aber deswegen würde ich ja nicht auf jegliche Elektrizität zuhause verzichten wollen.. hmmmmmmmmmmmmmmm..
~~~~~~~~~~~~~~~ Wir sind wie Sailor und Lula - wir sind WILD AT HEART ~~~~~~~~~~~~~~~
ich finde das sind meine eigenen 4 wände erstens wie will man das überprüfen mit kameras?und zweitens wenn der staat bei mir zuhause regeln austellt machen wir ja fast ne zeitreise zur DDR das würde für mich echt das fass zum überlaufen bringen!!!
So weit kommt das noch In meiner Wohnung lauf ich auch nackt und verbieten laß ich mir nichts in meinen eigenen Wänden
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Wenn die Sonne versinkt, und der Mond aufgeht, wenn die Sterne verglühen, und der Wind frisch weht,dann fühl ich mich frei, fühl mich sicher und gut,gehe meinen Weg und verspühre viel Mut. Sag dem Abenteuer ich komme!
das ist in Amerika........hier schaffen sie ja nicht mal ein allgemeines Gesetz für alle....jeder legt es aus, wie er will....also...nicht verrückt machen lassen
Ich bin nicht geboren um so zu sein, wie andere es wollen*zwinker*